Jan Ullrich – und den Radsport – nochmal neu kennenlernen
Buchtipp: "Jan Ullrich: The Best There Never Was"
“Jan Ullrich: The Best There Never Was" (510 Seiten von Daniel Friebe, in 2022)
Seit ich mir im Frühjahr das erste mal seit fast zehn Jahren wieder ein Rennrad gekauft habe – Willkommen, frühe Midlife-Crisis – bin ich wieder zunehmend obsessed vom Radsport (und vom Laufen). Für alle, denen es zumindest ähnlich geht, möchte ich nach meinen Empfehlungen für drei andere gute Radsportbücher im Juli („Post aus Alpe d’Huez“, „Gute Beine, schlechte Beine“, „Das Rennen“) nun noch ein weiteres Buch empfehlen: die 2022 erschienene Biographie über Jan Ullrich mit dem herausragenden Untertitel „The Best There Never Was“.
Der langjährige britische Radsport-Journalist Daniel Friebe hat für dieses Buch in sieben Jahren Recherche die Spuren Jan Ullrichs nachgezeichnet, er hat ehemalige Weggefährten, Radsportler, Trainer und Freunde getroffen. Er zeichnet nicht nur die Karriere Ullrichs mit außergewöhnlichen Einblicken nach, sondern auch seinen Absturz, die Fuentes-Affäre, den Umgang der Telekom mit den Doping-Skandalen und die Jahre danach. Nur mit einem Menschen spricht er nicht für dieses Buch: Ullrich selbst. Das liegt daran, dass Ullrich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Zusagen für verschiedene Projekte gegeben hatte. Für seine eigene, leider nicht so gute Biographie und für eine Amazon-Doku.
Für Menschen, die wie ich in den vergangenen Jahren die verschiedenen Veröffentlichungen über Ullrich verfolgt haben, sind viele grundsätzlichen Begebenheiten nicht neu. Aber die Gespräche, die Friebe führt, die Rekonstruktionen, die Einblicke in die Natur des Radsports und den Druck, der Ullrich zerstört hat – die habe ich nirgendwo sonst so detailliert, klug und nah beschrieben gefunden wie in dieser wirklich schön erzählten Biographie. Große Empfehlung, längst nicht nur für Radsport-Freunde.
Ich habe mir in den vergangenen Wochen die beiden Bücher des Franzosen Guillaume Martin gekauft. Martin ist nicht nur einer der besten Radfahrer der Welt (u.a. Achter bei der Tour de France 2021), er hat auch Philosophie studiert. Zuletzt hat er zwei Bücher veröffentlicht: „Sokrates auf dem Rennrad: Eine Tour de France der Philosophen“ und „Die Gesellschaft des Peloton: Eine Philosophie des Einzelnen in der Gruppe“. Vor allem vom Zweiten erwarte ich mir viel – falls sie gut sind, empfehle ich sie natürlich hier im Newsletter.
Im Frühjahr habe ich selbst ein narrativ erzähltes Sachbuch veröffentlicht, gemeinsam mit Lena Kampf: „Row Zero: Gewalt und Machtmissbrauch in der Musikindustrie“. Wer diesen Newsletter und meine Arbeit unterstützen möchte, der kann das Buch (am besten im lokalen Buchhandel) bestellen.
Diskutiert gerne mit mir in den Kommentaren oder in den sozialen Medien über die Bücher – oder empfehlt mir weitere, die ich auf die Liste nehmen sollte. Falls Euch „Sachbuchliebe“ gefällt, leitet diesen Beitrag gerne an Freund*innen, Kolleg*innen und Verwandte weiter oder teilt ihn in den sozialen Medien.
Vielen Dank, viel Spaß beim Lesen und auf bald
Daniel