Wie konnte es zum Trump-Musk-Putsch kommen? Eine Antwort sind die 90er!
Buchtipp: "When the Clock Broke: Con Men, Conspiracists, and How America Cracked Up in the Early 1990s"
“When the Clock Broke: Con Men, Conspiracists, and How America Cracked Up in the Early 1990s” (372 Seiten, von John Ganz, in 2024)
Wie kann es sein, dass so viele Menschen Trump wählen? Wie kann es sein, dass die USA so sehr nach rechts, so sehr ins Extreme, so sehr ins Irrationale und Kaputte abdriften? Viel ist über diese Fragen in den vergangenen Jahren diskutiert worden. Seit knapp drei Wochen sehen wir, wie Trump, Musk und ihre Gefährten die USA auseinandernehmen, asozialer machen, dabei zahlreiche Gesetze brechen.
Ein Putsch, von Donald Trump und Elon Musk, wie konnte das passieren?
“When the Clock Broke” präsentiert Antworten, die mir neu waren – und die ich als sehr klug empfunden habe. Autor John Ganz fokussiert sich auf die Radikalisierung Amerikas in den späten 80er und frühen 90er Jahren. Er zeigt auf, wie damals bereits radikale Kräfte wie der Chef des Ku-Klux-Klans – David Duke – überraschend erfolgreich waren bei ihren Wahlen. Er zeigt auf, wie ultrarechte “America First”-Kandidaten wie Pat Buchanan mit ähnlichen Strategien wie jetzt Trump, Musk und Bannon relativ erfolgreich waren. Er zeigt auf, wie schon damals die mediale Strategie, wenn auch ohne Social Media, relativ ähnlich war. Und er zeigt auf, wie die wichtigsten inhaltlichen und strategischen Ideen damals längst angelegt waren.
Das Buch hat mir definitiv geholfen, die aktuellen Entwicklungen besser zu verstehen. Und hat mir nochmal gezeigt, dass ich selbst als jemand, der schon in den USA gelebt hat, dort Freunde hat, viele US-Medien konsumiert, doch noch unterschätzt habe, wie viele verrückte und gefährliche Strömungen es in den USA doch schon seit sehr langer Zeit gibt.
John Ganz hat sich für die verschiedenen Episoden und Epochen konkrete Protagonisten gesucht, erzählt nah an den Geschehnissen der damaligen Zeit, verwebt die verschiedenen Stränge – und kommentiert die damaligen Ereignisse nicht, sondern lässt sie für sich stehen. Was mir außerdem sehr positiv aufgefallen ist: Die Parallelen zu dem, was in den vergangenen Jahren in Sachen Trump geschehen ist, die ziehe ich als Leser selbst – Trump selbst spielt in dem Buch nur eine absolute Nebenrolle und wird so gut wie nicht erwähnt.
Vergangenes Jahr habe ich selbst ein narrativ erzähltes Sachbuch veröffentlicht, gemeinsam mit Lena Kampf: „Row Zero: Gewalt und Machtmissbrauch in der Musikindustrie“. Wer diesen Newsletter und meine Arbeit unterstützen möchte, der kann das Buch (am besten im lokalen Buchhandel) bestellen.
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Vielen Dank, viel Spaß beim Lesen und auf bald
Daniel