Was motiviert uns und warum?

Buchtipp: „The Amateurs: The Story of Four Young Men and Their Quest for an Olympic Gold Medal“

The Amateurs: The Story of Four Young Men and Their Quest for an Olympic Gold Medal (von David Halberstam im Jahr 1985)

Dies ist die Geschichte einer Gruppe amerikanischer Ruderer, die darum kämpfen, sich für die Olympischen Spiele 1984 zu qualifizieren. Im Kern geht es aber um viel mehr: Es geht um Menschen, die Jahre ihres Lebens opfern für etwas, das ihnen keinen materiellen Nutzen verspricht. Um tiefer liegende Motivation, um die Kompensation persönlicher Unsicherheiten, um die Flucht in eine Nischenbegabung, in der man sich aufgenommen und sicher fühlt.

David Halberstam beschreibt in seinem Buch das amerikanische Rudern der 80er Jahre als eine Ansammlung von Sport-Romantikern, fast unberührt von Kommerzialisierung, von Profitstreben, Medien und Aufmerksamkeit. Und er erkundet, warum sich seine Protagonisten, einige der besten Ruderer der Welt, die Qualen, die mit ihrem Sport verbunden sind, täglich und über Jahre immer wieder antun. Er beschreibt ihre Persönlichkeiten und wie sie mit Konkurrenz, Ehrgeiz, Erfolg und Versagen umgehen.

Ich bin bis vor einigen Jahren mit viel Ehrgeiz und mäßigem Erfolg Langstrecke gelaufen, alles von 1500 Meter bis Halbmarathon. Bei mir ging es nicht um die Olympia-Qualifikation, sondern um die B-Norm für die regionalen Meisterschaften. Trotzdem habe ich mich in diesem Buch an vielen Stellen wiedergefunden. Die Befriedigung, die mir der Schmerz nach einem harten Training oder Wettkampf gegeben hat. Der Fokus, den das sportliche Ziel erzwingt, und sei es noch so willkürlich gewählt. Die Flucht in einen Sport, der dabei hilft, andere Fragen und Probleme auszublenden.

Halberstam hat all das und vieles mehr über seine Protagonisten sehr eindrücklich erzählt. So weit weg ein Buch über das Training und die Gefühle amerikanischer Ruderer vor 40 Jahren derzeit scheint, so gut hat es getan, ein paar Stunden in diese Welt abzutauchen.

---

Ich bin Fan des seit 2007 verstorbenen David Halberstam, seitdem ich vor ein paar Jahren sein Buch „The Powers That Be“ gelesen habe – ein großartiges Portrait über fünf Medien (The Washington Post, The New York Times, The Los Angeles Times, CBS und Time) und ihren Einfluss auf die amerikanische Gesellschaft. Eine ganz große Empfehlung, auch wenn das Buch schon mehr als 40 Jahre alt ist.

---

Diskutiert gerne mit mir auf Twitter oder in den Kommentaren über die Bücher – oder empfehlt mir weitere Bücher, die ich für dieses Jahr auf die Liste nehmen sollte. Falls Euch „Sachbuchliebe“ gefällt, leitet diesen Beitrag weiter oder teilt ihn in den sozialen Medien.

Vielen Dank, viel Spaß beim Lesen und auf bald

Daniel

(PS: Hier findet Ihr nochmal ein paar Worte über die Idee dieses Newsletters.)