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Eine kurze Geschichte des viralen Journalismus
Buchtipp: „Traffic: Genius, Rivalry, And Delusion in the Billion-Dollar Race to Go Viral“
„Traffic: Genius, Rivalry, And Delusion in the Billion-Dollar Race to Go Viral“ (305 Seiten, von Ben Smith in 2023)
Manchmal realisiert man ja gar nicht, wie sehr sich Dinge in wie kurzer Zeit ändern – selbst wenn man mittendrin steckt.
Seit 15 Jahren mache ich Journalismus im Internet. Vor zehn Jahren habe ich in den USA studiert und dort das erste Mal den damals noch sehr neuen Newsroom von BuzzFeed News besucht, habe Ben Smith und Jonah Peretti getroffen. Vor neun Jahren habe ich Correctiv mitgegründet. Vor sechs Jahren bin ich Chefredakteur der deutschen Ausgabe von BuzzFeed News geworden.
Ich habe diese ganze Zeit im Internet verbracht, habe Journalismus im Internet konsumiert, habe Journalismus für das Internet produziert und viel über Journalismus im Internet nachgedacht. Und trotzdem war „Traffic“ – das neue (und erste) Buch meines langjährigen Chefs Ben Smith – für mich ein sehr spannender und an vielen Stellen auch nochmal neuer Einblick in die vergangenen 15 Jahre.
Ben beschreibt den Aufstieg des viralen Social-Media-Journalismus und dann dessen Fall. Er beschreibt ihn anhand der persönlichen Geschichten von Jonah Peretti und Nick Denton, die zur gleichen Zeit in Manhattan die Huffington Post und BuzzFeed News (Peretti) beziehungsweise das Gawker-Imperium (Denton) gründeten, die das soziale Internet früher verstanden haben als fast alle anderen und sich dann jeder auf seine Weise darin verrannt haben. Die zu optimistisch (Peretti) und zu selbstzerstörerisch (Denton) waren.
Weil Ben die vergangenen Jahre anhand dieser beiden Protagonisten beschreibt, weil er selbst als langjähriger BuzzFeed News-Chefredakteur einen Sitz in erster Reihe hatte und seine Rolle im Buch erklärt und kritisch reflektiert, weil er danach als Medienkolumnist der New York Times der wohl bestvernetzte Medienreporter der USA war – deshalb ist dieses Buch ein sehr tiefer Blick in die Entwicklung des Journalismus der vergangenen Jahre, in seine Versprechungen und seine Abgründe.
Ich habe das Buch sehr gern gelesen, gerade auch weil es eine gut erzählte Geschichte ist, weil es auch viele kleinere Protagonisten dieser Jahre beschreibt, weil es ins Detail geht und voller Anekdoten ist.
Sachbuchliebe ist aus einer längeren (Urlaubs-)Pause zurück. Ich hatte wenig Zeit und Lust zu schreiben, habe aber das eine oder andere Sachbuch gelesen – deshalb gibt es an dieser Stelle in den kommenden Wochen nun konstant jede Woche eine neue Sachbuchliebe-Folge. Wenn Euch also Sachbuchliebe gefällt, ist jetzt der ideale Zeitpunkt, diesen Beitrag weiter zu empfehlen – an Freund*innen, Kolleg*innen und Verwandte oder – Traffic!! – in den sozialen Medien.
Vielen Dank, viel Spaß beim Lesen und auf bald
Daniel
(PS: Hier findet Ihr nochmal ein paar Worte über die Idee dieses Newsletters und was Euch in den kommenden Ausgaben erwarten wird.)
Eine kurze Geschichte des viralen Journalismus
Liegt seit gestern auch bei mir auf dem Tisch. Bin nach deiner Review noch gespannter darauf. ☺️