Ein – versprochen – letztes Buch über Donald Trump
Buchtipp: „Confidence Man: The Making of Donald Trump and the Breaking of America“
Confidence Man: The Making of Donald Trump and the Breaking of America (508 Seiten, von Maggie Haberman in 2022)
Muss das sein? Noch ein Buch über Donald Trump? Natürlich nicht. Aber wenn es noch eins sein darf, dann das von Maggie Haberman. Vor allem für diejenigen unter Euch, die bisher noch keine oder kaum Bücher über Donald Trump, seine Zeit in New York und seine Präsidentschaft gelesen haben.
Maggie Haberman – für all diejenigen, die sie nicht kennen – ist die wohl bekannteste Trump-Begleiterin überhaupt. Die New York Times-Reporterin schrieb schon Jahre vor Trumps Präsidentschaft über ihn. Trump selbst pflegt so etwas wie eine Hassliebe zu ihr – über kaum eine Reporterin zieht er öffentlich immer wieder so her, kaum einer Reporterin hat er immer wieder so viele Interviews gegeben.
Haberman ist eine obsessive Reporterin und hat die vier Jahre Trump wie kaum eine andere Journalistin geprägt. Warum das so ist, hat mein früherer Chef Ben Smith in einer NYT-Kolumne über sie im Herbst 2020 sehr schön beschrieben.
Ms. Haberman was particularly well-suited for this journalistic moment because of her sheer relentlessness and hunger, and her lack of smug self-satisfaction. She seems to need to prove herself every day. She texts while she drives, talks while she eats, parents while she reports, tweets and regrets it, doomscrolls. She hates Twitter so much she stepped back from the platform in 2018 and wrote an Op-Ed about it, and then started tweeting again.
Es war klar, dass Haberman ein Buch schreiben würde über Trump. Und für mich war klar, dass ich es lesen würde — auch wenn ich schon eine Reihe anderer Bücher über Trump gelesen habe. Was mir nicht klar war, ob ich das Buch hier empfehlen würde.
Ich empfehle das Buch, weil es einen sehr guten Überblick gibt über die Person Donald Trump und darüber, wie es ihm gelungen ist, trotz allem so viele Menschen von sich zu überzeugen. Wie er schon immer ein Gefühl für das richtige Narrativ hatte und keine Probleme damit hatte, Leuten offen ins Gesicht zu lügen, um dieses Narrativ aufrecht zu erhalten. Wie er schon immer andere Menschen die Drecksarbeit machen ließ. Und wie er schon immer völlige Loyalität verlangt hat, nur um sich abzuwenden, sobald er merkt, dass ihm das besser in den Kram passt.
Haberman hat für das Buch mehr als 250 neue Interviews geführt (und auch noch drei zusätzliche Male mit Trump gesprochen). Sie beschreibt in der ersten Hälfte ihres Buches Trumps Familie, Jugend und Zeit als Immobilienunternehmer in New York. Und zieht Parallelen zu seiner späteren Zeit als Präsident der USA. Diese erste Hälfte war für mich die stärkere Hälfte. An einer Stelle zitiert sie einen früheren Mitarbeiter Trumps.
„Trump was an intimidating figure who wore people down. (…) He was as overbearing with his own executives as he was with reporters, always pressing a fanciful narrative which exaggerated his worth, his ability as a manager, his relationships with women, etc. The narrative was more important than reality.”
Die zweite Hälfte des Buches ist eine sehr detaillierte Nacherzählung der Präsidentschaft und der verschiedenen Tumulte im Weißen Haus. Das Buch vereinigt also beide Arten von Trump-Büchern, die es sonst so gibt. Ich empfehle es auch deshalb, weil all das, was Trump mit angefacht hat, die USA und damit uns alle in den kommenden Jahren leider weiter prägen wird.
Das Buch ist auf deutsch unter dem Titel „Täuschung: Der Aufstieg Donald Trumps und der Untergang Amerikas“ erschienen. Und wer so masochistisch veranlagt ist, dass er oder sie nach weiteren Trump-Büchern sucht – ich würde folgende Bücher empfehlen:
The Making of Donald Trump — David Cay Johnston
American Oligarchs: The Kushners, the Trumps and the Marriage of Money and Power — Andrea Bernstein
The Grifter’s Club: Trump, Mar-a-Lago, and the Selling of the Presidency — Sarah Blaskey, Nicholas Nehamas, Caitlin Ostroff, Jay Weaver
Das war das erste Jahr Sachbuchliebe! Ich habe in diesem ersten Jahr mehr als 30 Newsletter versendet – und wir sind hier mittlerweile mehr als 2000 Sachbuch-Liebhaber*innen. Ich freue mich auf Jahr zwei mit Sachbuchliebe. Falls Ihr Wünsche, Fragen oder Anregungen habt, lasst es mich wissen.
Diskutiert gerne mit mir in den Kommentaren oder in den sozialen Medien über die Bücher – oder empfehlt mir weitere, die ich auf die Liste nehmen sollte.
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Vielen Dank, viel Spaß beim Lesen und auf bald
Daniel
(PS: Hier findet Ihr nochmal ein paar Worte über die Idee dieses Newsletters und was Euch in den kommenden Ausgaben erwarten wird.)