Drei Sachbuch-Tipps zur Klimakrise
Deutschland 2050, Losing Earth, Our Biggest Experiment
Deutschland 2050 – Wie der Klimawandel unser Leben verändern wird (von Toralf Staud und Nick Reimer)
Es tut mir leid, aber ich starte diesen Newsletter gleich mit einer Ausnahme. Ich habe versprochen, erzählte Sachbücher zu empfehlen. Also Bücher, die an starken Protagonist:innen entlang spannende Geschichten erzählen. Weiter unten löse ich dieses Versprechen ein, aber starten wollte ich diesen Newsletter dennoch mit „Deutschland 2050“. Denn niemand hat mir die Dramatik der Klimakrise bisher so nahe gebracht, wie Staud und Reimer in ihrem Bestseller aus dem vergangenen Jahr.
In 14 Kapiteln beschreiben die beiden Autoren extrem konkret, welche Folgen die Erderhitzung für Deutschland haben wird. Welche Bäume aussterben werden, wo sich die Asiatische Tigermücke verbreiten wird, wie in Zukunft Häuser gebaut werden müssen und wie viel tausend Kilometer Straßen und Schienen bald regelmäßig zerstört oder blockiert sein werden. Diese Nähe hat mir als Leser geholfen. Das viel gelobte Buch „The Uninhabitable Earth“ von David Wallace-Wells (das ebenfalls die Dramatik der Klimakrise prognostiziert) ist mir dagegen sehr viel schwerer gefallen und ich habe es irgendwann abgebrochen.
„Deutschland 2050“ ist gut geschrieben und erzählt immer wieder auch kleinere Szenen, ist aber definitiv kein „erzähltes Sachbuch“. Die Beschreibungen der vielen Krisen und Probleme ermüden irgendwann dann doch. Als Ergänzung möchte ich deshalb zum Auftakt zwei stark erzählte Bücher zur Klimakrise empfehlen, die ich in den vergangenen Jahren gelesen habe.
In „Our Biggest Experiment“ beschreibt Alice Bell die Geschichte des Klimawandels – die komplette Geschichte. Sie erklärt unter anderem, wie Menschen in der Antike über Gase dachten, stellt Wissenschaftler:innen aus dem 19. Jahrhundert und ihre ersten Erkenntnisse zu Kohlendioxid vor, macht einen Streifzug zur Erfindung der elektrischen Beleuchtung, befasst sich damit, wie die moderne Umweltbewegung entstanden ist – und bringt auf 320 Seiten auch so ziemlich alles andere unter, was in den vergangenen Jahrhunderten irgendwie mit der Klimakrise zu tun hatte. Das klingt unlesbar, ist es aber nicht, weil sich Bell der persönlichen Geschichten der Forscher:innen bedient. Zugegeben: An manchen Stellen werden es etwas viele Protagonist:innen, aber ich habe viel gelernt.
Erzählerisch das mit Abstand stärkste Klimabuch, das ich bisher gelesen habe, ist „Losing Earth – The Decade We Almost Stopped Climate Change“. Nathaniel Rich erzählt hier nicht nur, wie früh das Wissen um die Klimakrise bekannt war, sondern auch, wie die Menschheit in den 1980er Jahren fast die Klimakrise gestoppt hätte – und wer dafür verantwortlich war, dass sich die warnenden Stimmen nicht durchsetzen konnten. Das Buch ist extrem detailliert entlang der damals wichtigsten Forscher und Aktivisten erzählt und aus einer Recherche für die New York Times entstanden. Diese Kurzversion des Buches gibt es hier gratis. Das Buch gibt es unter demselben Titel („Losing Earth“) auch auf deutsch.
Habt Ihr die Bücher bereits gelesen und seid ähnlicher oder ganz anderer Meinung? Habt Ihr weitere Empfehlung für gut erzählte Bücher zur Klimakrise? Lasst uns gerne in den Kommentaren oder auf Social Media diskutieren. (Hier findet Ihr mich auf Twitter.)
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Vielen Dank, viel Spaß beim Lesen und auf bald
Daniel
(PS: Hier findet Ihr nochmal ein paar Worte über die Idee dieses Newsletters und was Euch in kommenden Ausgaben erwarten wird. Im nächsten Newsletter werde ich ein paar Bücher über Umweltkriminalität empfehlen.)
Schon bestellt – danke!
Kommen alle drei auf die Liste!