50 Jahre Watergate: Dieses Buch erzählt die ganze Geschichte
Buchtipp zum 17. Juni 2022: „Watergate: A New History“
„Watergate: A New History“ (von Garrett M. Graff im Jahr 2022)
Am Freitag vor 50 Jahren brachen fünf Männer in einen relativ neuen, „Watergate“ genannten Häuserkomplex in Washington ein, versuchten zuvor angebrachte Abhörmikros im Hauptquartier der amerikanischen Demokraten neu einzurichten – und wurden erwischt. Weil einer der Männer für die Organisation zur Wiederwahl des republikanischen Präsidenten Richard Nixon arbeitete, wurde aus einem kleinen Einbruch ein riesiger politischer Skandal. Denn: „Watergate“ ist weit mehr als der Versuch Nixons, seine politischen Gegner abzuhören. Der Einbruch am 17. Juni 1972 führte in den folgenden beiden Jahren dazu, dass weit mehr als ein Dutzend Skandale Nixons nach und nach ans Licht kamen: Illegale Parteispenden, Missbrauch von Behörden zum Vorteil der Republikaner, eine groß angelegte Vertuschungsaktion, die Behinderung der Justiz…
Viele kennen den Kern der Watergate-Affäre vermutlich durch die Texte und das Buch der beiden bekanntesten Rechercheure der Welt, Bob Woodward und Carl Bernstein. „All the Presidents Men“ ist als Buch empfehlenswert, gerade für Journalist*innen, aber es erzählt nicht die ganze Geschichte. Denn vieles von dem, was hinter den Kulissen ablief vor dem Einbruch und in den beiden Jahren danach, bis Richard Nixon am 9. August 1974 endlich von seinem Amt zurücktrat, vieles von dem findet in Woodward und Bernsteins Buch nicht statt. Weil die beiden ihr Buch damals für gute Verkaufszahlen so schnell wie möglich fertig schrieben. Und weil viele Dinge erst sehr viel später in Memoiren der Beteiligten oder frei gegebenen Dokumenten öffentlich wurden.
In diesem Jahr, pünktlich fürs 50. Jubiläum des Einbruchs, hat sich ein US-Journalist und Historiker daran gemacht, die ganze Geschichte der Nixon-Skandale, quasi das ganze Watergate-Universum noch einmal neu aufzurollen, auf Grundlage all des Materials, das mittlerweile frei verfügbar ist. Und wie es für journalistisch getriebene Historiker aus den USA üblich ist, hat er es spannend erzählt aufbereitet. Auf 680 Seiten – ja, es ist ein Brocken und hat auch die ein oder andere Länge, aber ich finde es lohnt sich – erzählt Garett M. Graff die Nixon-Jahre anhand zahlreicher Perspektiven und extrem eng an den entscheidenen Protagonist*innen: Nixon und seine Mitarbeiter*innen selbst, einige Journalist*innen, die Politiker, Richter und Staatsanwälte, die gegen Nixon und seine Regierung ermitteln – das Buch beleuchtet wirklich alle Seiten.
(Garret M. Graff ist auch der Autor von „The Only Plane In The Sky“ das ebenfalls extrem gut sein soll, für das ich bisher aber noch nicht die Zeit gefunden habe.)
Diskutiert gerne mit mir auf Twitter oder in den Kommentaren über die Bücher – oder empfehlt mir weitere, die ich für dieses Jahr auf die Liste nehmen sollte. Falls Euch „Sachbuchliebe“ gefällt, leitet diesen Beitrag weiter oder teilt ihn in den sozialen Medien.
Vielen Dank, viel Spaß beim Lesen und auf bald
Daniel
(PS: Hier findet Ihr nochmal ein paar Worte über die Idee dieses Newsletters und was Euch in den kommenden Ausgaben erwarten wird.)